Wieder beim Philo-Slam – als Gewinner

Der Zürcher Treffpunkt Philosophie hat offenbar meine Philosophie-Slam-Ausflüge registriert und mich zu ihrem ersten eigenen eingeladen.
„Inspiriert von Peter Bieris Buch „Wie wollen wir leben?“, dreht sich an diesem Abend alles um diese Frage. Dabei ringen die Slammer mit ihren selbst ausgearbeiteten, philosophischen Texten um die Wahrheit – angefeuert vom Publikum, das wie immer den Gewinner des Abends wählt und diesen damit zum berühmten „Schierlingsbecher des Sokrates“ als symbolischen Preis verhilft :-)“
10 Frauen und Männer liefern ihre 7-Minuten-Texte ab, darunter Kabarettist Gusti Pollak. Obwohl ich versuche, den Schwerpunkt auf den Text zu legen und keine grossen kabararettistischen Eskapaden zu demonstrieren, hilft mir, in der Konkurrenz zu etlichen sehr guten Texten, doch wohl meine Bühnen-Routine zu einem knappen Sieg, einen Punkt vor drei Punktgleichen, denen die Slam-Routine doch auch anzumerken ist. Mindestens mit einem davon hätte ich den ersten Platz gerne redlich geteilt.

Philo-Slam Zürich (117)

Der sokratische Schierlingsbecher erweist sich als sehr lebensbejahendes grosses Glas guten Rotweins, dass ich denn mit allen Mit-Slammer-Innen teile.
Ein lohnender Abend vor interessiertem, mittlerem bis jüngerem urbanem Publikum. Hier der Text SLAM_16.

Pfannehouer prominent im Thuner Tagblatt

Die Thuner Fasnacht war für das Familien-Catering Pfannehouer (Susanna Krebs, Gusti Pollak) mit einiger Publizität verbunden. Zum vierten Mal nahmen wir an der Schnitzelbank-Soirée teil. Diesmal gabs neben den abgedruckten Ausschnitten noch ein Video und die Foto auf der Frontseite. Mehr dazu hier.

Und am 11. Februar geht s für den Pfannehouer (diesmal solo) weiter an der Soirée der Berner Fasnacht. Tip: Schwingbäse-Chäller, Grächtere 44 (Gerechtigkeitsgasse), Beginn 20 Uhr, Pfannehouer 22 Uhr.

Die Lohnschere im Kopf

Die Lohnschere wird kleiner, meldet das Bundesamt für Statistik – und srf online setzt sofort einen drauf: „Die Lohnschere schliesst sich langsam“. Erst mal langsam – und erst mal die Zahlen: Die Tieflöhne stiegen in den letzten 6 Jahren um 9,1 %, die mittleren um 6,8 %, die höchsten um 3,6 %.
Wer 44’000 verdient, hat also rund 4’000 mehr in der Tasche, bei 100’000 sind es 6’800 mehr, wer 1 Million verdient, hat „nur“ 36’000 mehr im Sack!

Wie und wo da die Lohnschere sich schliessen soll, kann ich mit meinem armen Tieflohngehirn nicht bewältigen. Hingegen flüstert es mir zu, dass die Lohnschere nur kleiner wurde, weil die Schere im Kopf wieder mal zuschnappte.

10 Jahre Neue recht Schrei bung

„Ach, haben die russischen Märchenerzähler wieder zugeschlagen und bieten ihren Schweizer Verehrern eine Möglichkeit sich großspurig aus dem Fenster raus zu hängen? Dumm nur dass das in einer gewaltigen Bauchlandung für diese endet, (…)“.
Zitat aus einem Leserbrief auf srf online, 15.11.14, mit der Anmerkung, dass eine Bauchlandung eventuell noch zu überleben wäre, im Gegensatz zum sich Hängen, am Galgen oder zum Fenster raus, erst recht, wenn es großspurig gehandhabt wird, dafür ohne Satzzeichen.
Eigentlich müsste ich als Wort-Komiker Freude an dem Mist haben, der da infolge der Grossen Deutschen Recht Schreibe Reform zusammengeschrieben wird, gerade weil so viel nicht mehr zusammen geschrieben wird. Meine Sammlung von schrägreformierten Wendungen der Neuen getrennt Schreibung (oder heisst es neuen Getrenntschreibung ?) enthält makabre wie vergnügliche Exemplare. Hier ein paar davon, weitere gerne auf Anfrage.
„Hillary Clinton und Barack Obama liegen praktisch gleich auf.“ Es war kein republikanischer Hetzer, der mit diesem Satz unverdauliche Demokraten in die Pfanne hauen und gleichzeitig für ungeniessbar erklären wollte. Nein, solches schrieb srf online am 5.2.2008 zu den Vorwahlen der Demokratischen Partei, vermutlich ohne bewusste kannibalische Hintergedanken. Ebenfalls ohne schrägen Blick auf die Polizei textete „Blick online“: „Die bisher grösste Menge Heroin, total 53 Kilo, hatte die Zürcher Polizei 1996 sicher gestellt.“ Es wäre ja üble Nachrede, wenn nicht Beamtenbeleidigung, der Polizei zu unterstellen, es sei vermutlich sicher, dass sie das Heroin gleich selber gestellt habe, um einen Fahndungserfolg sicherzustellen. Aehnlich das Missverständnis im werbemail einer online-Spielbank: „Das Leitmotiv dieses Casinos ist es sie zufrieden zu stellen“. Und der Polizei zu übergeben, weil diese zu wenig Heroinfunde ausweisen kann ? Mit „sie“ ist übrigens „Sie“ gemeint, also der erhoffte Casino-Kunde. Aber die Frage der gross Klein Schrei bung ist im mail- und socialmedia-zeitalter auch nicht mehr so wichtig wie die Kommasetzung die auch gemäss Duden grosszügiger gehandhabt werden darf aber das ist wieder ein anderes Thema nicht wahr.
„Wir haben einer grossen Mannschaft gegenüber gestanden“, zitiert srf online am 28.6.15 Kolumbiens Fussball-Torhüter Ospina. Was haben die Kolumbianer den Argentiniern gestanden ? Dass sie absichtlich verloren hätten ?
„Die maroden Wasserleitungen unseres Clubhauses werden still gelegt.“ Welches Sportvereinsorgan solches vermeldete, werde ich nicht preis geben (oder heisst es Preis geben, verdammt nochmal, oder noch mal ?!). Schliesslich sind da fachkundige und ehrenamtliche Krampfer am Werk. Und sie ehren amtliche Kontrollen, weil sie ja nur sprachlich still und heimlich kaputte Leitungen gelegt haben (nicht „sprachlich, still und heimlich“, denn dann hätten sie wirklich).
„Um 8.15 Uhr Ortszeit wirft der US-Bomber «Enola Gay» die erste Atombombe über der japanischen Stadt Hiroshima ab. Die Stadt wird dem Erdboden gleich gemacht.“ Makabre Aktualität des Gegenteils.
Da wirkt das folgende Zitat aus einer ansonsten PPPP (perfekten Power-Point-Präsentation) schon fast tröstlich: „zu Nichte machen“. Da mag sogar der Neffe lachen.
Und noch aus der website eines Seerestaurants, das eine Angestellte sucht: „Stellenantritt: nach über Einkunft“. Dieses letzte Beispiel aus dem weiten Feld des verzweifelt vorauseilenden Getrenntschreibe-Gehorsams soll zeigen, warum ich nur „eigentlich“ Freude habe an dem Ganzen. Die Rechtschreibereform trat ja an, um den „normalen“ Schreibenden die Rechtschreibung und damit die Kommunikation einfacher zu machen – und hat das Gegenteil erreicht. Und das ist auch das Gegenteil von lustig.

 

An ihren Zitaten sollt Ihr sie erkennen

Schon lange beschäftigt mich die Selbstgerecht- und -herrlichkeit der vereinigten Wirtschafts-Experten. Offensichtlich auch andere, wie ich erleichtert feststelle. Was andere treffend sagen, muss ich nicht selber nochmals erfinden.
“ 
Was den Dilettantismus anbetrifft: Diesen sehe ich eher bei den sogenannten Wirtschaftsexperten. Das sind doch auch Dilettanten, weil sie glauben, die Krise sei rein ökonomischer oder finanztechnischer Natur, und deswegen dilettieren sie in der Sozialpolitik, in der Kulturpolitik, in der internationalen Politik, in der Psychologie – denn alle diese Faktoren spielen bei der Krise eine Rolle.“
Paul Konrad Liessmann, Philosoph, Uni Wien

Nationalbankhymne

Der laufende Wettbewerb für eine neue(n) Nationalhymne(n-Text) wird es schwer haben – auch diese Strophe wird nicht im Siegeskranz dahertreten:
Trittst im Börsenbricht daher, finde ich Dich nicht so fair,
Dich, Vermögens-Scheren Vergrössernder.
Wenn die Nationalbankfonds sich röten,
wär‘ ein andrer Ansatz vonnöten.
Doch die klamme Seele ahnt
in der Schweiz und auch am Rand
Staatsbankrott in Griechenland, und:
Wie gehabt im hehren Euro-Land.