„Eine Reise zu Dürrenmatt“, zB zu seinem Bild „Letzte GV der Eidgenössischen Bankanstalt“

Samstag 6. Mai 2023, 10.53 Bern ab, ist die „Reise zu Dürrenmatt“ (und in sein Bildermuseum in Neuchâtel) in die 3. Saison gestartet. Jeden 2.-3. Samstag bis Oktober, Buchungen s. ganz unten.

Sehr prominent hängt in der Sammlung des CDN schon seit Langem, vor dem neusten CS-Debakel, und dem letzten UBS-Debakel, Dürrenmatts Ölbild von 1966
„Letzte Generalversammlung der Eidgenössischen Bankanstalt“.

https://www.cdn.ch/cdn/de/home/friedrich-duerrenmatt/maler-und-zeichner/gouachen-und-oelbilder.html

Das Bild gehört thematisch zu „Frank V., Oper einer Privatbank“, mit Songs, Musik Paul Burkhard, Uraufführung 1959 in Zürich.
Zitate aus späteren Fassungen:
Ottilie, (Gattin des Bankers Frank V.), verzweifelt:
Ich will ein guter Mensch sein, Exzellenz! Ich will mit der Bank unserer Väter Schluss machen, Exzellenz! (…)
Staatspräsident:
(…) Ich müsste ja die ganze Weltunordnung umstürzen, mein Kätzchen.
(Ottilie war eine Jugendgeliebte des St‘. Jetzt ist er blind, und sie musste ihm erklären, wer sie ist). (…) Ich muss an den Zusammenhang der Dinge denken. (…) Die Weltwirtschaft käme ins Wanken, griffe ich da ein, der Glaube an unsere Banken darf nicht durch ein verirrtes Kind erschüttert werden.“
(…) Drum, meine Freundin, lass nun dein Bereun / Dein Toben hat auf Erden keinen Zweck / Die Staatsbank hilft, zahlt deine Gaunerein / So kommen Du und ich am besten weg.

Wobei: Dürrenmatt selber war zurückhaltend:
„Möglicherweise ist Frank V. ein Gleichnis. Ich kann dem denkenden Menschen, dem nachdenkenden Zuschauer nicht verbieten, Parallelen zu ziehen. Trotzdem ziele ich nicht auf das Gleichnis. Es ist nicht meine primäre Absicht. Die Bühne deutet die Welt nur unabsichtlich, absichtlich nutzt sie dagegen mit einer gewissen Schadenfreude, ich will das ruhig zugeben, die komödiantischen Möglichkeiten aus, welche die Welt ihr bietet, täglich bietet. Boshaftigkeit gehört zur dramaturgischen Pflicht jedes Schriftstellers. Wir haben nicht positiv, wir haben ehrlich zu sein.“
(In: Horst Bienek, Werkstattgespräche mit Schriftstellern, Hanser 1962, S. 102)

FD s beissender, aber gerade deswegen nicht liebloser Humor spielt in seinen meist tragischen Komödien eine entscheidende Rolle, die schon auf der Zugfahrt von Bern nach Neuchâtel beleuchtet wird. Kein Zufallsvehikel: Der Zug spielt als Sinnbild eine prominente Rolle im literarischen wie im bildnerischen Werk.

Buchungen „Reise“ unter bls.ch/duerrenmatt

Auftritt 17.9.22 in Thun am Generationen-Festival

 

 generationenfestival.ch

Durch Corona sind meine öffentlichen Auftritte selten geworden,
(abgesehen von „Eine Reise zu Dürrenmatt“, siehe unten, scrollen).

Am 17.9.22, 22 Uhr spiele ich im Rahmen des Generationen-Festivals Thun  im Gymerareal Seefeld einen 45-Minuten-Ausschnitt

„Aus meinen unsämtlichen Werken“ (geschützter Titel!)

mit zum Teil erstmals auf die Bühne gehievten Texten, Liedern und
Sprachspiel-Frechheiten. See you at the Seefeld.

Auch 2022 geht die Post ab – vor allem preislich

1996 hiess die Post noch PTT, ein A-Post-Brief kostete 60 Rappen – hoppla, nein, er schlug eben gerade wieder mal um 10 Rappen auf, wie 2022 gerade wieder mal auch. Was zum folgenden Beitrag auf Radio DRS I für die Satiresendung „Kaktus“ führte – die es damals noch gab. Was auch noch anders war: Es gab noch kein Covid19, dafür Rinderwahnsinn.

Rindermarken

Neujahrsgruss für 2022

So wie dem freundlichen Herrn ganz links auf seinem Weg, der sich einen kurzen Augenblick lang mit meinem gekreuzt hatte, wünsche ich uns allen
ein Gutes Neues Jahr mit besseren Aussichten als 2021.

Musikalisch:

 

 

… und textlich:

E Säge us Irland

bärndütsch i mine Wort

Dass Dir Di Wäg gäng ufgeit!
Dass dr Wind gäng günschtig für Di wäjht
Dass es sanfti Sunne schpilt um Dis Gsicht,
E milde Räge Dini Fälder übersäjht

Und bis mir üs wider gseh
Bis mir üs wider gseh
Dass d Fröid Di dür alli Zitt
Glücklech treit

An Irish Blessing

May the road rise to meet you, May the wind be always at your back. May the sun shine warm upon your face, The rains fall soft upon your fields. And until we meet again, until we meet again, May God hold you in the palm of His hand.

Ab 6.5.2023 bitte (wieder) einsteigen: Eine Reise zu Dürrenmatt

Mit Gusti Pollak als „Kultouristischer Reisebegleiter“

siehe auch unter Aktualitäten: „Eine Reise…“
zum Bild „Letzte Generalversammlung der Eidgenössischen Bankanstalt“

Ich freue mich sehr, dass die Reise ankommt und in eine dritte „Spielzeit“ geht …

Ab sofort wieder buchbar auf www.bls.ch/duerrenmatt
(falls BLS-Startseite erscheint, im Suchfeld „Reise Dürrenmatt“ eingeben). 
Rotes Feld „Kaufen“, Datum clicken, auf Kalender Datum wählen. Gruppenreisen an anderen Daten auf Anfrage, s. unten „Reisetage“ 2023.

Zu den Jubiläums-Sonderausstellungen zum 100. Geburtstag des malenden Dichters im Centre Dürrenmatt Neuchâtel habe ich zusammen mit dem CDN das Projekt „Eine Reise zu Dürrenmatt“ entwickelt. Es besteht darin, Besuchende der Ausstellung von Bern aus in den Centre zu führen, ihnen auf der BLS-Reise etwas zu den Themen Kabarett, Theater bei und Dürrenmatt als Zugreisender zu bieten sowie eine kleine Einführung in die wahrhaft malerische Neuenburger Lebenswelt von FD auf dem viertelstündigen Spaziergang zu seinem Anwesen.

Anschliessend kann im Centre selbst das Bildwerk von FD im Dialog mit seinem Schriftwerk in einem geführten Rundgang mit Mitarbeitenden des CDN entdeckt und verglichen werden. Sprach-Bilder und Bild-Sprache.
http://www.cdn.ch

Reisetage 2023: 06. und 20. Mai, 03. und 17. Juni, 01. und 15. Juli,
05. und 19. August, 02., 16. und 30. September, 14. Oktober.
Gruppenreisen auf Anfrage bei Simon.Pittet@bls.ch

TeleBärn-Beitrag:  www.bls.ch/duerrenmatt (Auf dem Zug-Bild anclicken)

Clip:                               https://www.cdn.ch     Feld „Spaziergänge“ und scrollen

https://avenue.argusdatainsights.ch/Article/AvenueClip?artikelHash=f37b30c47f7f423aac7fc05266e296c6_17312BEC7FB8065FA8C6066B390C1AB5&artikelDateiId=295378684

https://journal-b.ch/artikel/im-zug-zu-duerrenmatt

https://www.generationentandem.ch/online/undkultur/eine-reise-zu-duerrenmatt-2/

 

Im Zug zu Dürrenmatt, das ist kein Zufall: Die Bahn spielt in seinem Werk eine zentrale Rolle, ganz speziell die Strecke von seinem Wohnort Neuchâtel nach Bern: „Ich hätte die Alte Dame nie geschrieben, wäre mir die Bühnenidee dazu nicht eingefallen. Diese bestand (…)  im Umstand, dass auch die Schnellzüge Bern – Neuchâtel in Ins und Kerzers anhalten, wodurch man gezwungen ist, die beiden kleinen trostlosen Bahnhöfe zu betrachten, ungeduldig über den Unterbruch, wenn er auch nur ein, zwei Minuten dauert, Minuten, die sich für mich lohnten, kam ich doch durch sie wie von selbst auf die erste Szene.“ Genauer: „Neben diesen Bahnhöfchen, diesen Bahnhofsgebäuden, ist eine kleine Bedürfnisanstalt. Es ist also ein sehr typisches Bild für kleine Bahnhöfe, dies lässt sich schon als Bild für die Bühne sehr gut verwenden.“

FD hat die Bahn als Sinn-Bild mehrfach dargestellt und beschrieben, von der legendären „Tunnel“-Erzählung bis zum Ölbild „Die Katastrophe“, das im Zuge der Führung durch den Centre besichtigt werden kann.

FD’s Komödien werden oft als überdimensionierte Kabarettnummern aufgefasst („Richtige“ hat er nach dem Krieg auch einige geschrieben, für das Cabaret „Cornichon“). Seine Überzeugung, dass den wahrhaft ernsten Themen nur mit Humor beizukommen ist, teile ich, ebenso die Ansicht, dass hinter seinem oftmals gnadenlosen Witz eine grosse Liebe zu den karikierten Menschen und eine ebensolche Hoffnung steckt, dass sich die Welt-und Lebensumstände trotz allem zum Besseren wenden liessen.

Auch die Chanson- und Kleinkunstschaffenden führen den Zug in ihrem geistig-textlichen Reisegepäck, Gusti Pollak macht da keine Ausnahme. Dieses Lied (Aus der LP „Achtung eine AG!“) fand auch in der Revue „ÖV“ von Franz Hohler Anschluss (Bernhard Theater Zürich, 2021 und 2022).
https://www.bernhard-theater.ch

Gusti Pollak: Chancegliichheit


Hyper-Super-League

Der folgende Text ist vom 29.11.1996

Gütiger Gott

Gütiger Gott
wenn du noch ein Herz hast
für die Armen und Unterdrückten
für die Geringsten unter den Geringen
und die Kleinsten unter den Kleinen
und die Kleineren unter den Grossen

Gütiger Gott
wenn du noch Sinn hast
für ausgleichende Gerechtigkeit
für die Ziellosen und Ausgesteuerten
für die Entlassenen und die Belasteten
für die Unqualifizierten
und die bisher noch nie Qualifizierten

Gütiger Gott
so dir noch Güte bleibt
in dieser Adventszeit
mit all den Kündigungen statt Verkündigung
dann erhöre dieses Freistossgebet
und sende uns ein Unentschieden
gegen Ajax Amsterdam
auf dass uns
wenn für uns schon kein Auskommen bleibt
und kein Einkommen
in diesen schweren Wirtschaftszeiten
so doch ein Weiterkommen
in der Champions League

zur Freude der Tausenden
in der Fan-Kurve
und zur Äufnung der Millionen
in der Klub-Kasse
jetzt gleich
nach der Werbung

 

„Nomadland“ Best Picture 2020!

Eine Frau, die ihr Haus verliert und mit Sack und Pack und Wohnmobil dem Broterwerb nachjettet, das Ganze wird bester Film bei den Oscars.

Zu Beginn von Corona habe ich einen um einiges älteren Text aktualisiert:

PÜETZER 2000 (UND ZWÄNZG)

Also wenn das itz eso isch mit dene zuemuetbare Arbeitswääge, dass si mir vo Bärn us e Job chöi aahänke in Wil Sankt Galle u vo Züri us eine bir Frou Blocher z Ems, und drzue die flexibilisierte Arbeitszitte u die Schicht-, Nacht- u Sunntigs-Arbeit, Überschtunde u Usnahmeregelige, für all die Wienachts-, Oschter-, Black-Friday-Halloween- und süschtige Sonderaktionsverchöif,

also da hani für mi beschlosse: i mälde mi ab, chünde mi Wonig und inveschtiere di 1200 Schtei plus Näbechöschte schtatt i das Zwöizimmerloch mit Satelliteschüssle glatt i mi prueflechi Zuekunft. U de choufi mer es GA, es Wägeli und es Klappbett, wüll pfuuse chasch ou im Zug, oder imne Egge i dr Bude, we si no Platz hei bi däm 2-, 3-, 4- oder weissnidwiviil Schicht-Betriib, und öppis z Ässe findsch ou rund um d Uhr i dere globalisierte 24-Schtunde-Arbeitswält.

Gäll, innovativ muesch si, überall wird itz nume no uf Abruef produziert
(u wärde Lütt aagschtellt), alls wird us der ganze Wält häregfuget, mit Kerosin dür d Luft oder mit dräckigem Schwäröl über ds Meer, u när wärde di ganze Waare chrütz und quer dür ganz Europa gcharet – wüll d Lagerchöschte uf dr Outobahn zahlt ja d Allgemeinheit – und genauso chare n ig itz mit mim Wägeli als wandelnds Just-in-Time-Startup müglechscht corona-touglech chrütz und quer dür di ganzi Schwiz und bi eifach immer dert, wo si grad e vorübergehende Kapazitätsängpass hei.

Ds Produkt bi de eifach ig sälber, und so wirdeni im wahrschte Sinn vom Wort vom Arbeitnähmer zum Arbeit-Under-Nähmer.

D AHV-IV-EO-Prämie und d Chrankekasse si mini Dumping-Konkurränzpuffer, wenn s klappt, chani se ab und zue ou zahle, und süsch bini ja nid dr einzig, wo uf Pump läbt, müesst nume mal di Offroader uf dr Outobahn zelle, und när überlege, wi viil Lütt gnue Zapfe hei, für die würklech z bläche, für im Bild z blibe. Hütt biete sogar d Outobude sälber grad vo Afang e Leasingvertrag aa, inklusive Bank. Wär bar zahlt, isch sälber tschuld – oder vo geschter.

Aber das geit mi nüüt aa, mi Offroader fahrt uf Schine, ds Wägeli isch Aktion vom Aldi, u drümal furtschiesse und nöi choufe chunnt geng no billiger als es aaschtändigs, wo o nume füf Jahr hebt. Sogar inklusive Entsorgigs-Gebühr, we s nid sowiso imne n Egge lahsch la schtah wi all anger oo.
I schtelle s de eifach zur Verfüegig, open-source für Hobby-Baschtler.

Wobii: Zum Schprüüchmache isch mer nid immer z Muet, und überall, wo n i so desumechume, luegeni wi s eso usgseht uf dene Sozialämter u RAV’s u dene niderschwellige Gasse-Arbeits-Inschtituzione, u merke mer, wo s echli mönschlech zue und här geit.

Und wenn s mi de mal ändgültig zu dere Job-Rennbahn usschpickt, de fahri mit mim GA und mim Wägeli derthäre, pflanze mi vorem Schalter uuf u säge: Grüessech, da bi n i, i bi dr Modällpüetzer vom 21. Jahrhundert, flexibel, marktgerächt und schtandortmaximiert, i ha n es GA, es Klappbett und es Wägeli – machet mit mer, was Dihr weit

  © Gusti Pollak, ca 1990-er Jahre/adaptiert Corona 2020/21

 

Anmerkung: Der Püetzer 2000, der im Text seit den 1990er-Jahren als wandelndes Just-in-time-Produkt durch die Gegend karrt, wird erst schrittweise wieder Realität. Vorübergehend, aber wirkungsvoll, hat die schrankenlose Mobilität, welche die neue Krankheit erst zur Pandemie machen konnte, sich in absurd realer Weise selber abgeschafft.
Zusatz 11.2021: Die Mutation Omikron wird von (Süd/)Afrika-Rückfliegenden nach Europa mitgebracht, pünktlich zum 1. Advent und zur 2. Abstimmung zum Covid-Gesetz. 

 

Dürrenmatt – nicht nur zu Jubiläumszeiten

Er würde sich wohl den stattlichen Bauch voll lachen über der emsigen Tätigkeit, ihn aus Anlass seines 100. Geburts- und 30. Todestages ans Licht zu holen, Friedrich Dürrenmatt, dessen Aktualitätsgehalt auch 30 Jahre später atemberaubend sein kann, zum Beispiel die Kabarettnummer „Der Gerettete“, 1948 eine der ersten ungeschminkten Auseinandersetzungen mit der Schweizer Flüchtlingspolitik im 2. Weltkrieg – und heute …

Hier 3 Zitate (aus dem Film von Charlotte Kerr „Portrait eines Planeten. Von und mit Friedrich Dürrenmatt“):

„Ich glaube, Humor ist der letzte Versuch der Objektivität, den man der Welt gegenüber hat“.

„Was heisst Humor ? Das ist einfach Distanz. Wenn Sie etwas schildern wollen, dann müssen Sie Abstand nehmen dazu“.

„Ich bin einmal in die Universität gegangen zur philosophischen Vorlesung, und ich (…) kam von der Brücke und ging über den Casino-Platz und schaute dem Gärtner zu, wie der da die Plantanen (sic) schnitt, die Bäume, und wie er mich anschaut, schaute ich ihn an, da bin ich über einen Hundedreck, bin ich ausgeglitscht und bin auf den Hintern gefallen. Und (…) da schaut er mir so zu und hat etwas gelacht. Und dann bin ich weiter gegangen und bin auf die Universität und hörte zu. Und so nach zwei Stunden kam ich zurück, und da hatte er die ganze Reihe gemacht und war wieder vorne, aber also in der hinteren Reihe. Und ich habe ihn wieder angeschaut und bin wieder über den gleichen Hundedreck gefallen und sass wieder auf den Hintern. Und der hat mich angeschaut, ich vergess‘ diesen Blick nie. Und da war das ganze Erstaunen über mich drin, dass es überhaupt so einen Menschen gibt, der zweimal über den gleichen Hundedreck auf den Hintern fällt. Ich kann diesen Blick nie vergessen. Und das ist für mich Humor.“

Derselbe „Vorfall“ in „Turmbau, Stoffe IV-IX, Das Haus“, Werkausgabe 1998, Bd. 29, S. 115f.
„Ich hatte auf der Universität zu tun, an einem Nachmittag im Spätherbst. Auf der Terrasse vor dem Casino sind in mehreren Reihen Platanen gepflanzt, ein Gärtner war beschäftigt, die Äste zurückzustutzen, er stand auf einer Leiter unmittelbar am Rande der Terrasse gegen das Trottoir, ich betrachtete ihn, als ich an ihm vorbeiging, und er betrachtete mich, ich glitt aus, ein Hundedreck lag auf der Strasse, ich sass auf dem Hintern, glücklicherweise unbeschmutzt, ich erhob mich, als ob nichts geschehen wäre, der Gärtner verzog keine Miene, sah mir einfach zu, ich ging zur Universität, kam nach anderthalb Stunden zurück, wieder stand der Gärtner auf seiner Leiter, bloss an einem anderen ersten Baum einer anderen Reihe, wieder betrachtete ich ihn, wieder betrachtete er mich, wieder glitt ich aus, wieder auf dem gleichen Hundedreck, wieder ohne mich zu beschmutzen, wieder erhob ich mich, als ob nichts geschehen wäre, wieder verzog der Gärtner keine Miene, sah mir einfach zu, doch vergesse ich seinen Blick nicht mehr: Es lag ein unendliches Erstaunen darin, die überwältigende Erkenntnis, einem überirdischen Trottel begegnet zu sein, derart, dass es dem Gärtner die Sprache verschlug und nicht nur die Sprache, auch das Lachen, ja auch das Lächeln oder einen Ansatz dazu. Dem Mann auf der Leiter war der Mensch in seiner Lächerlichkeit an sich erschienen, als die Urkomödie, er hatte an mir, an meinem zweimaligen Hinfallen, an dieser Wiederholung des Lächerlichen etwas Metaphysisches erlebt, stellte ich mit blitzschnell vor, damals in diesen ersten Sekunden, stelle ich mir noch heute vor, gerade weil diese Wiederholung unfreiwillig geschah und nicht auf dem Kunstkniff eines Clowns beruhte, auf dem dramaturgischen Trick, das Komische mehrfach zu wiederholen. Indem ich dem Gärtner als das erschien, was ich war, erschien ich mir selber. Vielleicht wurde ich deshalb Komödienschreiber. Lappalien entscheiden, lächerliche Vorfälle bestimmen das Leben oft mehr als scheinbar wichtigere, ja tragischere.

Doch gibt es im Leben keine Zufälle, nur Vorfälle, (…)“